Honigbienen als Nutztiere
Die Honigbiene (Apis mellifera L.) bevölkert in mehreren Unterarten Europa und das westliche Asien. Während der letzten Eiszeit überdauerten die Honigbienen in Eiszeitrefugien im westlichen und östlichen Mittelmeergebiet. Die Wiedereinwanderung nach Ende der Eiszeit erfolgte nördlich der Alpen von Südwesteuropa aus. Über Spanien und Frankreich wurden so Mittel- und Nordeuropa bis Südskandinavien erreicht.
Die Unterart, die dieses gewaltige Areal besiedelte, war Apis mellifera mellifera, die Dunkle Biene, die bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts die einzige Honigbienenform nördlich der Alpen war. Von Südosten drang die Krainer Biene Apis mellifera carnica bis zum Alpenhauptkamm vor, von Süden erreichte die Italienische Biene Apis mellifera ligustica nur den Südrand der Alpen.
In Österreich kam die Krainer Biene natürlicherweise nur in Kärnten, der Steiermark und am Ostrand der Alpen vor. Sie wurde jedoch durch vermeintlich friedlicheres Verhalten und höhere Honigerträge zu einem „Modetier“ der Imker und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in ganz Mitteleuropa eingeführt.
Die einheimische Dunkle Biene wurde bis an den Rand der Ausrottung gedrängt. Nur mehr in Skandinavien, in der Schweiz und in Salzburg und Tirol gibt es Restbestände. Die Dunkle Biene ist an niederschlagsreiche kühle Klimate angepasst. Damit kann sie die sommerlichen Wald- und Heidetrachten ausgezeichnet nutzen, hat aber Probleme mit dem immer schnelleren Mährhythmus der Wiesen, die nur mehr kurze Zeit im Frühling blühen. Das Volk entwickelt sich im Frühjahr langsamer als das der Krainer Biene.
Honigbienen verschiedenster Unterarten werden schon Jahrtausendelang genutzt. Auf den Honigraub an wilden Bienenstöcken folgte die Waldimkerei mit ausgehöhlten Baumstämmen als Bienenbehausung. Die darauf genutzten Strohkörbe wurden später wieder durch Mobilrähmchen ersetzt, die ermöglichten, Honig zu ernten, ohne ein Volk zu zerstören.
Doch als Wirtschaftsfaktor ist die Imkerei vor groben Problemen nicht gefeit: Die Einschleppung der Varroamilbe führte zur größten Krise der Imkerei seit Jahrhunderten. Diese Milbe kommt auf der Schwesterart unserer Honigbiene vor, der Östlichen Honigbiene, Apis cerana, ohne viel Schaden anzurichten. Bei der nicht an sie angepassten Westlichen Honigbiene sind die Folgen ihres Auftretens jedoch fatal. Nur mit ausgeklügelter Methodik ist es heute möglich, Apis mellifera das Überleben zu ermöglichen, Honig zu ernten und für Bestäubung zu sorgen.